War was? Geflüchtete besetzen leerstehende Schule – 8. Dezember 2012
Am 08.12.2012 wurde in Berlin-Kreuzberg das leerstehende Gebäude der Gerhart-Hauptmann-Schule von rund 100 Geflüchteten und Unterstützer*innen besetzt.
Die Besetzer*innen forderten unter anderem die Anerkennung ihres Bleiberechts in Deutschland und generell Veränderungen im deutschen Asylrecht. Dazu zählten sie ein Ende der Unterbringung in großen Sammellagern sowie, durch die Abschaffung der Residenzpflicht, das Recht den eigenen Wohnort selbst zu bestimmen.
Mit der Besetzung des Gebäudes in der Ohlauer Straße planten sie ein selbstverwaltetes soziales Zentrum zu errichten, ein „Social Center“. Dieses sollte durch verschiedene Angebote auch der zunehmenden Verdrängung von einkommensschwachen Menschen aus den innerstädtischen Kiezen entgegenwirken.
Das zähe Ringen um den Verbleib im Gebäude und die gestellten Forderungen sollte noch für die nächsten Jahre weitergehen. Die Bedingungen in der Schule waren zum Teil unerträglich. So mussten sich die zeitweise über 200 Bewohner*innen eine einzige Dusche teilen. Trotzdem blieben die Besetzer*innen standhaft und weigerten sich in die fremdbestimmten und ebenso überfüllten Sammelunterkünfte zu ziehen.
Die Besetzung stellte einen der Höhepunkte der „Flüchtlingsproteste“ ab 2012 in Deutschland dar. Diese Protestwelle begann zunächst im bayerischen Würzburg, wo 12 Asylsuchende aus Protest gegen die menschenunwürdige Unterbringung in den Hungerstreik traten. Über den Sommer wurden deutschlandweit Protest-Camps errichtet und auch Botschaften und Partei-Büros mehrfach besetzt. Mit einem Protestmarsch wanderte eine Gruppe Geflüchteter die ca. 600 Kilometer von Würzburg bis Berlin. Dort errichteten sie ein Protest-Camp aus dem sich schließlich die Besetzung der Gerhart-Hauptmann-Schule entwickelte.
Bildquelle: PM Cheung Photography