Was war? Am 20. März 1933 begann die Errichtung des Konzentrationslagers Dachau
In Dachau, einer Stadt in Oberbayern, ein Stück nordöstlich von München, entstand im März 1933 das erste Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Am 20. März kündigte Heinrich Himmler, damals Polizeipräsident von München, die Errichtung des Lagers an. Nur zwei Tage später erreichten die ersten Gefangenentransporte das Lager. Das KZ Dachau war Prototyp eines Konzentrationslagers, wurde als einziges „frühes KZ“ erst 1945 aufgelöst – und es war ein Ort, von dem die Stadtgesellschaft gewusst haben muss.
Das System früher Konzentrationslager
Nachdem Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, begann das, was die Nationalsozialisten bereits im Sommer 1932 angekündigt hatten: „Sofortige Verhaftung und Aburteilung aller kommunistischen und sozialdemokratischen Parteifunktionäre […] Unterbringung Verdächtiger und intellektueller Anstifter in Konzentrationslager.“ Die ersten frühen Haftstätten waren städtische Gebäude, wie Turnhallen oder Amtsgebäude, in denen politische Gegner*innen eingesperrt, misshandelt und ermordet wurden. Dieses System der sogenannten „Schutzhaft“ war ein wichtiges Instrument des Terrors der Nationalsozialisten. Später erweiterte sich der Kreis der Inhaftierten, Gefolterten und Ermordeten auf jüdische Menschen, Sinti*zze und Rom*nja, Homosexuelle und religiös oder als „asozial“ oder „kriminell“ verfolgte Menschen.
Dachau als Prototyp der Konzentrationslager
Ab dem 20. März 1933 wurde das KZ Dachau auf dem Gelände einer stillgelegten Munitions- und Pulverfabrik errichtet. Die dort entwickelte Lagerordnung und Hierarchie von Funktionären und Wachmännern wurde in späteren Konzentrationslagern übernommen. Theodor Eicke, der von Juni 1933 bis Juni 1934 Kommandant des Lagers war, nannte es eine „Schule der Gewalt“.
1935 beschloss Hitler, das KZ-System dauerhaft einzusetzen. Im darauffolgenden Jahr wurden die meisten der frühen KZ aufgelöst. Stattdessen wurden größere Lager errichtet, deren Aufbau und Struktur gezielt der Ausbeutung und Vernichtung von Menschen dienten. Dachau blieb als einziges der frühen Lager erhalten. Die Gefangenen wurden dort zur Arbeit gezwungen: Erst in Straßenbau und Kiesgruben, später in der Rüstungsindustrie. Als das Lager nach über zwölf Jahren am 29. April 1945 befreit wurde, waren dort insgesamt etwa 200.000 Menschen inhaftiert. 41.500 wurden dort ermordet.
Von nichts gewusst?
Die Behauptung der Dachauer Bevölkerung nach 1945, man habe von alldem nichts gewusst, kann nicht zweifel- und widerspruchslos hingenommen werden. Die Ankündigung Himmlers am 20. März 1933 war nicht geheim. „Das stand in der Zeitung, dass jetzt im März 1933 ein KZ errichtet wird, in dem Kommunisten und Sozialdemokraten und auch andere Leute ordentlich arbeiten lernen, wo sie durch eine strenge und harte Erziehung der Volksgemeinschaft irgendwie wieder als nützliche Glieder zugeführt werden sollen“, erklärte der Historiker Wolfgang Benz 2013 gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.
Das heutige Gedenken
Vor der Corona-Pandemie besuchten jährlich etwa 800.000 Menschen die Gedenkstätte KZ-Dachau. Die Hauptausstellung widmet sich dem Leben der Häftlinge im Lager. Dazu gibt es Sonderausstellungen, die sich beispielsweise Außenlagern, bestimmten Gefangenengruppen oder den Werken inhaftierter Künstler*innen widmen. Normalerweise bietet die Gedenkstätte diverse Rundgänge und Bildungsangebote vor Ort. Dazu kommen seit einigen Jahren digitale Angebote, die trotz Corona Einblick, Erinnern und Gedenken möglich machen. Beispielsweise gibt es einen virtuellen Rundgang, Videointerviews mit Überlebenden, eine interaktive Karte und Audiobeiträge.
Bild: Terence Burke