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10 Gründe, die Silvesterböllerei sein zu lassen

In Deutschland ist das so eine Sache: Es gibt da Dinge, die durchaus vernünftig wären (Tempolimit auf Autobahnen, Veggie-Tage in Kantinen,.. ), die aber seltsamerweise als Bollwerke individueller Freiheit verstanden werden. Und die sollten besser nicht angerührt werden, denn wer will schon in einer Diktatur leben? So ist das auch mit dem frei verkäuflichen Feuerwerk: Zwar scheint es jüngsten Umfragen zufolge eine Mehrheit in der Bevölkerung zu geben, die ein Verbot von Privatfeuerwerk befürwortet. Aber es dürfte dennoch noch einiges an Zeit vergehen, ehe darauf eine rechtlich bindende politische Entscheidung folgt. Bis dahin bleibt uns allen nichts anderes übrig als mit gutem Beispiel voranzugehen. Hier zehn Entscheidungshilfen, dieses Jahr kein Geld zu verpulvern:

1. Umwelt: Luft

Jahreswechsel, Mitternacht. Neben Geknall und Geläut fällt noch eine Sache auf: der in der Luft hängende Schwarzpulvergeruch mit dazugehörigem Nebel, der – je nach Ortsgröße – noch stundenlang wie ein Schleier über den Dächern liegt. Das macht keinen Spaß, darin unterwegs zu sein.


2. Umwelt: Müll

Besonders, wenn es geschneit hat, fällt er auf: Der Müll. Dass gelber Schnee pfui ist, wissen wir ja alle. Aber auch der bräunlich-rote, der Raketenhülsen, Böllerhäute und Blindgänger mitsamt Schwarzpulverresten beinhaltet, ist nicht zum Verzehr geeignet. Und auch ohne Schnee ist es eine echte Herausforderung, den ganzen Dreck, der in allen Straßen, auf allen Plätzen und einfach überall verstreut liegt, wieder einzusammeln. Die öffentliche Hand könnte mit den hierfür anfallenden Kosten bestimmt Sinnvolleres tun.


3. Ältere Leute, Kleinkinder, Tiere

Selbst an Geböller Freude zu haben, ist ja das eine. Etwas anderes aber, andere damit nicht nur zu stören, sondern ernstlich zu belasten. Damit sind nicht einmal nur (kriegs-)traumatisierte Menschen gemeint, sondern auch Kleinkinder und Tiere. Denn sie haben nicht die Möglichkeit, sich selbst vor der plötzlich einsetzenden und lange anhaltenden Lärmbelastung zu schützen.


4. Feuerwerk gezielt genießen

Kannst Du Dir das vorstellen? Eine Viertelstunde verschiedenen Kunstwerken am Himmel im Entstehen und Vergehen zusehen, ohne selbst etwas dafür tun zu müssen? Gäbe es kein privates Feuerwerk, böte das den Kommunen die Chance, ein öffentliches an zentraler Stelle zu inszenieren. Vielleicht mit Lasern oder Drohnen? Freund*innen und Leckereien und sich selbst (warm) eingepackt, einen guten Platz gesucht und einfach staunen!


5. Geldverschwendung

Klar, ein Raketenset ist jetzt keine Rolex, aber Geld kostet es trotzdem. Offensichtlich tut es euch ja nicht weh, es auszugeben. Wieso also nicht an Leute geben, die damit etwas anfangen können? Unterstützenswerte Initiativen gibt es mehr als genug. Vor allem, wenn ihnen erst kürzlich die Gemeinnützigkeit entzogen wurde, sind Spenden umso wichtiger!


6. Vorbild sein

Du kannst hier Pionierarbeit leisten und später sagen: “Ich hab schon keine Böller gezündet, bevor es cool (verboten) war!” Du hilfst damit, dass sich der Normalzustand langsam verschieben kann. Von “Zu Silvester wird geböllert” hin zu “Zu Silvester wird Feuerwerk geschaut!”


7. Stressfreierarmer Jahreswechsel

Wäre das nicht toll? Du musst Dich nicht durch überfüllte Discounter quetschen, um noch eins der zahlreichen Feuerwerkssets zu ergattern. Du musst Dich nicht um Sicherheitsvorkehrungen kümmern, Dich nicht mit vorzeitig erlöschenden Streichhölzern oder Feuerzeugen herumärgern, keine Pyrotechnik durch die Gegend schleppen und auch keine Gebrauchsanleitungen lesen. Stattdessen kannst Du Dich ganz entspannt um Dich selbst oder Deine Freund*innen kümmern.


8. Keine Eigengefährdung

Apropos Sicherheitsvorkehrungen: Was natürlich auch wegfällt ist die nicht tilgbare Restgefahr in der Handhabe von Knallkörpern. Wie schnell ist durch eine Unachtsamkeit oder ein Missgeschick etwas passiert? Verbrennungen sind dabei ja oft noch das harmloseste. Wenn Du nichts verböllerst, kann auch nichts in Deiner Hand explodieren. Eigengefährdung gleich null.


9. Keine Fremdgefährdung

Und selbst, wenn Du Dir noch so viel Mühe gibst: Du kannst nicht verhindern, dass andere Leute zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Die Menschen, die Jahr für Jahr zum Jahreswechsel die Notaufnahmen belagern, sind ja nicht zwingend selbst an ihren Verletzungen schuld. Wenn Du nichts verböllerst, kann auch niemensch anders daran Schaden nehmen. Fremdgefährdung gleich null.  


10 Es ist halt Quatsch, ne?

Der Spaß ist wirklich ein kurzer. Du gibst Geld aus für etwas, das in Sekunden vorbei ist, Müll produziert und im allgemeinen Chaos völlig untergeht. Das ist nicht nur schade, sondern bei näherer Betrachtung wirklich Quatsch. Da gibt es bestimmt schöneren Quatsch, den Du anstellen könntest. Denk darüber nach und Dir wird sicherlich etwas besseres, ausgeflipptes für 2020 einfallen. Viel Glück dabei und guten Rutsch!

Tobias

IT, Sprache(n), Politik, Musik, Literatur. Tut Banane auf Pizza. Ja, wirklich!