Was war?

“Ugly Christmas Sweater Day” – Tag der hässlichen Weihnachtspullover

Sie sind flauschig, sie sind bunt, sie sind irgendwie immer ein bisschen daneben: Ugly Christmas Sweater (Englisch für “Hässlicher Weihnachtspullover”). Sicherlich hast du bei diesem Begriff auch direkt eine Auswahl grellbunt gemusterter weihnachtlicher Pullover vor Augen. Am dritten Freitag im Dezember haben sie ihren großen Tag. Wer mitmachen will, sollte am 18. Dezember 2020 auf diesen weihnachtlichen Dresscode achten.

Was macht einen Weihnachtspullover ugly?

Ugly, also hässlich, sollten Weihnachtspullover eigentlich gar nicht sein. Die ersten Strickpullover mit festlichen Mustern und Motiven tauchten in den 1950er Jahren auf. Das ist etwa zeitgleich mit dem Beginn der maschinellen und damit massenhaften Produktion von Strickkleidung. Der modische Ursprung dessen, was wir heute Ugly Christmas Sweater nennen, liegt aber in den 1980er Jahren, als gemusterte Strickjacken und -pullover der Hit waren. Die ohnehin detailreichen, bunten bis kitschigen Kleidungsstücke bekamen zum Jahresende einen weihnachtlichen Look. Glöckchen, Bommeln, Schneemänner, Weihnachtsbäume, Rentiere, Bärchen und andere weihnachtliche Tiere eroberten die Oberbekleidung. Vor allem in den USA verbreitete sich der Trend schnell – war dann aber in den 1990er Jahren, als der grelle Stil der 80er ganz hinten im Kleiderschrank verschwand, direkt wieder vorbei.

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Die Rückkehr des Ugly Christmas Sweaters

Doch das war nicht das Ende der weihnachtlichen Kleidungsstücke. Im Dezember 2002 fand im kanadischen Vancouver die erste offizielle “Ugly Christmas Sweater Party” statt. Mit ausreichend zeitlichem Abstand zu den 80er Jahren konnte offenbar schmunzelnd auf die (tatsächlichen und vermeintlichen) modischen Fehltritte zurückgeblickt werden. Die Party war ein Wohltätigkeitsevent und ein voller Erfolg, der bald auch an weiteren Orten gefeiert wurde. Trotzdem dauerte es weitere zehn Jahre, bis Weihnachtspullis wirklich wieder “in” waren.

Der Ugly Christmas Sweater Day

2011 wurde der erste “National Ugly Christmas Sweater Day” in den USA ausgerufen – eine Mischung aus Charity Event und Firmenweihnachtsfeier. Wichtig ist, so die Organisierenden, den Ugly Christmas Sweater wirklich den ganzen Tag zu tragen, unabhängig davon, ob man auf der Couch gammelt oder ein Bewerbungsgespräch ansteht. So soll Weihnachtsfreude in den Alltag, vor allem in den Berufsalltag, getragen werden. Unter dem Motto “Make the world better with a christmas sweater” kooperieren außerdem verschiedene Unternehmen und Wohltätigkeitsorganisationen. Ganz typisch weihnachtlich wird also schlichter Konsum mit dem Gefühl verbunden, etwas Gutes getan zu haben.

Charity, Konsum oder Kult?

Spulen wir vor ins Jahr 2020. Weihnachtspullover, gestrickt, bedruckt, als klassischer Sweater, Schlafanzug oder T-Shirt und in verschiedenen Abstufungen der Skurrilität sind auch in Deutschland seit Jahren im Trend. Sogar eine Supermarktkette hat entdeckt, dass sie ihr Logo prima zwischen weihnachtlichen Mustern vermarkten kann.

Der Charity-Gedanke hinter den Weihnachtspullovern ist hier nicht zu finden. Stattdessen steht die gute Laune, die die kuriosen Kleidungsstücke verbreiten können, im Vordergrund. Ob es nun der Modetrend ist, ein Glühwein zu viel, oder die Hoffnung, die Weihnachtsfeier in der Videokonferenz etwas lustiger zu gestalten: Es gibt einige Kaufanreize für (mindestens) einen dieser Ugly Christmas Sweater. Eine faire und nachhaltige Konsumentscheidung ist das wohl in den seltensten Fällen. Aber Gutes tun und die Welt verändern wollen kann auch, wer dabei einen Teddypullover mit Glöckchen und Bommeln trägt.

Titelbild: Marieke Koenders