In diesem Dorf haben Katzen das Sagen
Das Dörfchen Houtong im Norden von Taiwan wird von Katzen bevölkert. Einheimische und Tourist*innen machen ein Spektakel daraus.
Es ist noch nicht lange her, da war Houtong überhaupt kein Dorf, sondern eine kleine Stadt. Als im 20. Jahrhundert der Kohlebergbau seinen Höhepunkt hatte, wohnten bis zu 6.000 Menschen dort. Dicht bei Taipeh im Norden Taiwans gelegen, lieferte Houtong bis zu 220.000 Tonnen Kohle im Jahr und lag außerdem dicht an wichtigen Handelswegen.
Doch dann geschah, was geschehen musste: Die Kohle war alle. Ab 1970 verließen vor allem junge Menschen den Ort. Als 1990 schließlich die letzte Mine geschlossen wurde, sank die Bevölkerung auf etwa 100 Menschen.
…Miau?
Wer Houtong jedoch nicht verließ, das waren die Katzen. Manche wurden von ihren Besitzer*innen zurückgelassen, als diese andernorts ihr Glück suchten, manche lebten schon zuvor als Streuner dort. Von Bergen und Wäldern umgeben, war die einstige Stadt ihr bester Zufluchtsort. Doch nicht nur deshalb: Es dauerte nicht lange, da nahmen sich Freiwillige der vielen Katzen an. Die Katzenpopulation explodierte – und mit ihr der Gestank und Dreck in Houtong. Als die Fotografin Peggy Chien 2008 nach Houtong kam, war sie begeistert von den grandiosen Motiven, die sie dort vor die Linse bekam. Sie war jedoch auch schockiert davon, wie mies die Lebensqualität sowohl für Zwei- als auch Vierbeiner war.
– Miau!
Peggy Chien und ihr Mann organisierten gemeinsam mit den Bewohner*innen von Houtong eine riesige Freiwilligeninitiative. Die Katzen wurden geimpft und kastriert. Menschen wurden dazu angehalten, den Vierbeinern keine Essensabfälle mehr zu geben, sondern Katzenfutter. Das Dorf wurde schön hergerichtet – und schön hergerichtet heißt in diesem Fall, dass es voll katziger Dekorationen ist und voller Orte, die nur die Katzen nutzen können. An allen Ecken weisen Schilder oder sogar riesige Katzenfiguren darauf hin, wie mit den Miezen umgegangen werden soll.
Wie werden Katzen in Houtong behandelt?
Die Katzen von Houtong werden heute völlig umgarnt. Sie bekommen nicht nur das passende Futter, sondern auch jede Menge Streicheleinheiten. Allerdings nur, wenn sie das auch möchten. Im Dorf finden sich zahlreiche Hinweise, dass schlafende Katzen bitte nicht gestört werden und man ohnehin jedem der flauschigen Fellknäuel vorsichtig und behutsam begegnen soll. Die Katzen können sich in Houtong völlig frei bewegen. Sie dürfen nicht nur am Bahnhof rumlungern, sondern haben dort sogar extra eingerichtete Schlafplätze. Es gibt zahlreiche Hüttchen, Futternäpfe und immer wieder Hinweisschilder für Menschen, die Katzen gut zu behandeln.
Katzen, überall Katzen!
Unter den heutigen Bedingungen vermehren sich die Katzen nicht mehr unkontrolliert. Zahlreich sind sie dennoch weiterhin. Vor allem im Hauptteil des Dorfes kann man an jeder Ecke mindestens einer von ihnen begegnen. Viele sind zutraulich oder lassen sich zumindest sehr schwer aus der Ruhe bringen. Es wirkt ein bisschen, als sei den Katzen klar, dass trotz der Menschenmengen, die sich heute durch das Dorf schieben, sie hier das Sagen haben.
Der Touristenboom
Menschen gibt es mittlerweile wieder viele in Houtong. Zwar ist die Bevölkerung nicht sonderlich gewachsen, doch besuchen jährlich hunderttausende Tourist*nnen den Ort (2016 waren es laut National Geographic 870.000). Wenn der Ansturm so weitergeht, haben die Katzen von Houtong hoffentlich nur Gutes davon: Noch mehr Rücksicht, bestes Futter und liebevolle Streicheleinheiten.
Mehr über Houtong erfahrt ihr hier:
https://www.nationalgeographic.com/travel/destinations/asia/taiwan/taiwan-cat-village-travel-spd/
http://www.chinadaily.com.cn/china/2012-04/22/content_15107882.htm
https://www.lonelyplanet.com/taiwan/travel-tips-and-articles/welcome-to-purridise-taiwans-houtong-cat-village/40625c8c-8a11-5710-a052-1479d276f4f0
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