Durch den Regen mit Fridays for Future
Mira aus Grimma hat mit vielen aus ihrer Klasse beim Fridays for Future Schulstreik mitgemacht: Sie erzÀhlt euch wie es war:
Am Freitag war es so weit. Das hat man schon im ganzen Unterricht gemerkt. Unsere Klasse war in freudiger Erwartung, denn wir konnten fast alle dafĂŒr gewinnen, mit uns zur Demo zu gehen. Das hat auch nur geklappt, weil ich in Gemeinschaftskunde einen Vortrag ĂŒber #fridaysforfuture gehalten  hatte. AuĂerdem unterstĂŒtzte uns auch unser Klassenlehrer. Er fand es toll, dass wir uns auch auĂerhalb des Unterrichts engagieren – so lange wir nicht jeden Freitag fehlen! Immerhin kamen vom Rest unserer kleinen Schule noch acht weitere SchĂŒler*innen mit. Unsere ersten Mitdemonstranten*innen trafen wir schon im Zug nach Leipzig. Als wir uns dann kurz vor Beginn am Treffpunkt, dem Richard-Wagner-Platz, einfanden, waren schon erstaunlich viele da. Aber wir hĂ€tten trotzdem nicht gedacht, dass es am Ende ĂŒber 2.500 sein wĂŒrden!
Los geht’s!

Die Plakate wurden hochgehalten, die von anderen Demonstrierenden vorgelesen (schau mal! âMit abschalten ist nicht euer Gehirn gemeint!â ist auch echt gut!) und dann fing es an. Ein paar Belehrungen (wie âNicht stickern!â) und tolle Reden spĂ€ter setzten wir uns in Bewegung. Schon davor ertönten Rufe wie âWir sind viele, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!â, die uns den ganzen Tag begleiteten. Der gröĂte Teil unserer Klasse war war lĂ€ngst im Gewimmel verschwunden. Wir sahen weit vor uns nur noch ab und zu mal ein Plakat von ihnen. Den Ăberblick hatte ich schon lange verloren.
Wir bewegen etwas!
Es war einfach ein unglaubliches GefĂŒhl, wenn man sich umgeschaut hat, denn es kam einfach kein Ende und Anfang der Demo in Sicht. Ich hatte die ganze Zeit dieses ĂŒberwĂ€ltigende „Wir bewegen etwas!“-GefĂŒhl. Denn in unserem Demozug waren so viele wie noch nie zuvor bei einem Leipziger Friday for Future. Aber wir waren noch nicht weit gekommen, da kam schon der Regen. Das hat die ganze Sache wesentlich erschwert, uns aber nicht die Motivation genommen. Die ersten mit Filzstift oder Wasserfarbe gemalten Plakate zerliefen und es war auch noch ziemlich kalt, weshalb unsere HĂ€nde schon halb erfroren waren. Wir probierten uns beim Halten der Plakate mit unseren Freund*innen abzuwechseln, aber bis sie nicht mehr halten konnten, waren unsere HĂ€nde noch lĂ€ngst nicht wieder warm. NatĂŒrlich war ich nicht schlau genug, an Handschuhe zu denkenâŠ
Wir sind nicht allein
Am Augustusplatz angekommen, gab es ein paar weitere RedebeitrĂ€ge. Leider konnte ich nicht viel davon verstehen, da immer wieder Rufe erklangen, wie âKohle â raus!â oder auch die neue Variante davon: âAutos â raus! – Diesel, Diesel, Diesel â raus, raus, raus!â. Auch wenn ich das erstmal respektlos den Rednern gegenĂŒber fand war es wahrscheinlich doch ganz gut so, denn das hat richtig Stimmung gemacht! Die brauchten wir, denn spĂ€testens als es wieder weiter ging, war jeder vollkommen nass. Auch wenn wir irgendwann die mitgebrachten Regenschirme benutzt haben, Ă€nderte das nichts an der KĂ€lte und vor allem nicht an unseren pitsche-patsche-nassen Plakaten. Von der mit Wasserfarbe gemalten Erde tropfte es grĂŒn und blau auf den Boden. Aber immerhin blieb die Schrift aus Acrylfarbe stehen, genau wie die gute Stimmung. Ich dachte an die Leute ĂŒberall auf der Welt, die gerade mit uns streikten. Wie viele waren es wohl? Was ging ihnen gerade durch den Kopf? Waren sie genau so hoffnungsvoll wie wir? Denn auch, wenn etliche Kilometer uns trennten, saĂen wir doch alle im gleichen Boot, das langsam sinkt: Denn wir alle haben nur diesen einen Planeten, um darauf zu leben und uns lĂ€uft die Zeit davon, um ihn zu bewahren.

Als wir an vielen Schaulustigen vorbei am Bundesverwaltungsgericht ankamen, konnten wir in Ruhe unsere Klasse suchen. Zumindest das, was davon ĂŒbrig war, denn es wunderte uns nicht, dass wegen des Regens viele eher gegangen waren⊠Ist zwar schade, aber man muss ja nicht die ganzen 3,5 Stunden bleiben, wenn man zum Beispiel noch Training hat wie wir. Am Ende waren aber noch sicher 700 Leute da, auf die ich alle sehr stolz bin. Und dann hat eine meiner Freundinnen, Tara, eine Rede gehalten! Ich muss sagen, sie kann das halt einfach voll gut. Ich bewundere trotzdem mega, dass sie sich getraut hat und sie hat sich den Applaus auf jeden Fall verdient! Damit hat sie mir auch viel Mut gegeben und wer weiĂ, vielleicht muss ich mir ja bald nicht mehr nur noch die Seele vom Leib schreiben, sondern trage mich auch mal fĂŒr eine Rede ein.
Es ist unsere Zukunft – aber es betrifft alle!
Nach Tara kam ein Beitrag, in dem sich die Scientists for Future (Wissenschaftler*innen) vorstellten und uns Recht gaben. Ich glaube alle waren, wie ich, sehr glĂŒcklich das zu hören, denn mittlerweile unterstĂŒtzen uns ja schon 23.000 Wissenschaftler*innen! Apropos Zahlen: Dass 2.500 SchĂŒler an dem Tag da waren, wurde uns zwischenzeitlich auch schon bekanntgegeben. Wir waren ĂŒberwĂ€ltigt. Zu guter Letzt taten die Eltern von „Parents For Future“ uns ihre UnterstĂŒtzung kund. Da war ich echt glĂŒcklich. Denn ich weiĂ, wie aussichtslos die Klimakrise im Moment erscheint. Aber am Freitag wurde mir bewusst, dass wir alle zusammen eine Menge bewegen können. Und ich bin echt stolz auf meine Generation, dass sie endlich etwas unternehmen will. Und dankbar fĂŒr alle UnterstĂŒtzer*innen von #parentsforfuture und #scientistsforfuture. Sie helfen uns, da sie wissen, dass es dringend ist.
Es ist zwar vor allem unsere Zukunft, aber trotzdem betrifft es alle und wir brauchen UnterstĂŒtzung, wo es auch nur geht.
Folgt Mira bei Instagram: @_mi.and.no_ & @justice.for.our.world
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